Über uns
Das Junge Forum O und U erhielt 2012 von der Fachgesellschaft den Auftrag, ein Positionspapier „Familie und Beruf“ zu erstellen. In Zusammenarbeit mit dem Perspektivforum Junge Chirurgie kristallisierte sich sehr schnell ein gemeinsamer Brennpunkt heraus:
Was die Chirurgie von anderen ärztlichen Disziplinen unterscheidet, ist die operative Tätigkeit!
Bereits 2012 waren mehr als 50 Prozent der aktiv chirurgisch tätigen Weiterbildungsassistenten weiblich. Schwangere Ärztinnen in der Chirurgie waren also ein hochaktuelles Thema. Ihr Einsatz im OP-Saal scheiterte allerdings meist an der unzeitgemäßen Auslegung der Gesetzestexte. Dabei schloss das Mutterschutzgesetz auch vor seiner Reform vom 01.01.2018 den Umgang mit schneidenden und stechenden Instrumenten und somit einen Einsatz im Operationssaal nicht explizit aus. Seitens der Arbeitgeber und der Aufsichtsbehörden fanden sich erhebliche Unsicherheiten. Die größten Bedenken bestanden beim Einsatz von Narkosegasen sowie Röntgenstrahlen und einem möglichen Infektionsrisiko.
Sowohl Dr. Maya Niethard als auch Dr. Stephanie Donner vom Jungen Forum O und U wurde zunächst die Fortführung ihrer operativen Tätigkeit untersagt, Dr. Niethard drohte sogar das betriebliche Beschäftigungsverbot.
Seit Inauguration des Mutterschutzgesetzes 1952 hat die Medizin jedoch enorme Fortschritte erfahren und so stellten sie sich die Frage, ob nicht bestimmte Regelungen des Mutterschutzes diesem Fortschritt angepasst werden müssen.
Am Ende einer ausführlichen wissenschaftlichen Ausarbeitung stand das Positionspapier „Operieren in der Schwangerschaft“ und die Gründung des Projekts „OPidS“ (Operieren in der Schwangerschaft).
Ziel des Positionspapiers „Operieren in der Schwangerschaft“ ist es, die Errungenschaften des Mutterschutzgesetzes sinnvoll zu nutzen, und der mündigen schwangeren Chirurgin die Möglichkeit zu geben, unter bestmöglichen Schutzmaßnahmen ihre chirurgische Tätigkeit fortzusetzen.
Das Positionspapier stellte einen Meilenstein für alle zukünftigen Chirurginnen dar, die mit viel Ehrgeiz und persönlichem Engagement den Weg der Chirurgie beschritten haben. Es führte zu einem offeneren Umgang mit dem Thema Vereinbarkeit von Familie & Beruf und ermöglichte es, einen Knick in der beruflichen Karriere von Chirurginnen zu vermeiden.
Das Projekt „OPidS“ wurde im Juni 2014 mit dem FamSurg-Sonderpreis ausgezeichnet. FamSurg ist ein Förderprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union (ESF). Frau Dr. Niethard und Frau Dr. Donner wurden 2018 als Expertinnen in den neu gegründeten Ausschuss für Mutterschutz (AfMu) des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) berufen.
Zahlreiche chirurgische Fachdisziplinen positionieren sich mittlerweile durch die Ausarbeitung von Positivlisten. Dank des fortgesetzten Engagements vieler Chirurginnen, ist „OPidS“ noch immer die erste Anlaufstelle für viele schwangere Kolleginnen und ihre Fragen sowie auch für viele Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen.